Kleines Tagebuch einer TC1 Restauration

  • Moin Kollegen

    3 Jahre, 4 Wochen und einen Tag sowie ca. 3000 Arbeitsstunden, nicht mehr nachvollziehbare Liter Kaffee, Bier oder Rum/Cola und jede Menge Schweiß hat es gedauert, bis mein 323i Baur TC 1 seine Oldtimerabnahme bekommen hat.

    Da es jetzt ja erstmal etwas ruhiger wird, was die Restaurationen von Autos angeht, möchte ich hier den Verlauf des Aufbaus dokumentieren.

    Es sind ja schon einige sehr gute Berichte auf diesem Board vorhanden. Daher werde ich mich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten, sondern möchte nur mal zeigen das man auch aus vermeintlich aussehendem „Müll“ wieder was bauen kann. Obwohl ich ehrlicherweise gestehen muss, nochmal so ne Hardcorerestauration wird es nicht geben.

    Es begann alles im Juli 2009 mit einer Anzeige in der Bucht, in der o.g. Cabrio angeboten wurde.
    Der Verkäufer wies wahrheitsgemäß auf diverse Durchrostung hin, welche aber nicht im Detail beschrieben wurden. Da ich zu der Zeit an Bord war, und auch nicht wusste ob kontinuierlich Internetverbindung bestand, hab ich pauschal 250,- Euro geboten.
    Wie befürchtet war das Internet wegen Reichweite tagelang nicht verfügbar. Meinen Gesichtsausdruck kann man sich sicherlich vorstellen, als ich Tage später zur gewonnen Auktion beglückwünscht wurde. Endpreis: 198,- Euronen.
    Zwischen „echt Geil“ und „ach du Sch…“ gingen die Gefühle auf und ab.

    Egal. Termin vereinbart und mit Schwiegervater hin. Standort in der Nähe von Frankfurt. Als wir ankamen und ersten Blickkontakt hatten, sagte mein Schwiegervati nur: „Oh Gott, das ist er ja wohl nicht“.

    :shock Aber er war es!! :shock

    Dach Kaputt, keine Scheibe, Motor unvollständig und fest, zig Jahre auf der Weide gestanden, mehr Moos und Nester irgendwelcher Tiere als intaktes Auto. Und der Verkäufer lachte nur, als ich äußerte ihn wieder aufbauen zu wollen.
    Aber gekauft ist gekauft also irgendwie auf’n Trailer und ab nach Haus.

    Kurz vor der Heimat meine Kanzlerin angerufen, mit der Bitte die Ankunft Fotodokumentarisch fest zu halten.
    Sie stand auch wie abgesprochen auf der Straße. Zum knipsen is sie aber nicht gekommen, da ihr beim ersten Anblick die Kinnlade runter gefallen ist. Ihre ersten Begrüßungsworte lauteten dann auch nur ganz bestimmend:“ Den Schrott kannst du gleich zur Deponie bringen. Was sollen die Nachbarn denken“.

    Soviel zu Vorgeschichte.
    Und nun passend dazu die ersten Bilder einer anfänglichen Haßliebe die aber in innige Liebe umschlug.

    Übrigens heißt das Baur liebevoll „Cario“. Das kommt daher, daß meine Tochter zu der Zeit noch nicht Cabrio sagen konnte. Sondern nur Cario.

    Weiter geht es später mit dem Entkernen, wo dann alle Tatsachen zum Vorschein kamen

    Gruß
    Harry

  • Hallo Harry,

    das war ein ganz ordentlicher Haufen arbeit, aber wie man sieht kann man mit viel Rum/Cola (hoffe Captain Morgan Spice) auch die schlimmste Zeit überstehen. Was deine Kanzlerin angeht, so muß die mit meinem General verwand sein :laie ich kenne all diese Sprüche auf das genaueste.

  • Hallo Harry,

    aber die Batterie und der Aufkleber an der Motorhaube von innen sahen doch noch gut aus :zwinker:

    Manfred

    Die Unesco hat beschlossen: "Der E 21 ist ein schützenswertes Kulturgut, ihn gilt es zu erhalten" - und ich erhalte mit !!! :klap:

  • hi harry,
    naja für 200 öcken find ich`s jetzt nicht soooooo schlecht....
    jetzt sind wir alle aber schon sehr gespannt auf die weiteren fotis :klap:
    grüße
    christoph

    ...das leben ist zu kurz um scheiss autos zu fahren...

    Homer J: E21 320/6 Bj. 10/81 zypressengrünmetallic
    Friedhof: E21 320/6 Bj. 3/79 Automat topasbraunmetallic
    Hai: E21 323i Bj. 5/78 arktisblaumetallic

    *1954 *1974 *1990 *2014

  • Moin Kollegen

    @ Günter
    Ne, bin Havanna Club Fan. Der braune. Wird eigentlich auch nur zu besonderen Anlässen getrunken.
    Naja, die gabs bei der Karosse genug :shock
    @ Manfred
    Die konnte ich aber nicht Retten
    @Christoph
    Warts ab.

    So. Nachdem ich die Innenausstattung ausgebaut und entsorgt hatte (das musste schnell gehen, sonst wäre meine Kanzlerin :fire: )
    Ging es in meine Kleine und bescheidene Werkstatt.
    Dort wurde erstmal alles aus dem Motorenraum operiert.


    Das ging relativ einfach. Getriebe fehlte sowieso und die Schrauben waren alle verrostet.

    Kühler brauchte ich eigentlich auch nicht ausbauen, weil er mehr oder weniger so nach unten durchfiel.
    Man sieht auf dem Foto gut, wie die Kanten weggegammelt sind

    Danach konnte ich auch schon die erste Großbaustelle erkennen. Beide Motorträger (Längsträger) durchgefressen.

    Also auf ging's an die Blecharbeiten. Bestandsaufnahme von vorn nach hinten.
    Alles gammelige raus.
    To be continued.

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

  • man man, meinen allertiefsten Respekt und zugleich Danke, dass du einen TC1 gerettet hast. Von den 3000 Stunden und vom Rum erst mal nicht zu reden, hast du doch 2000 nur zum Schweißen gebraucht - wahnsinn!! :shock
    Was den Rum angeht, so mixe ich den Spice auch nicht mit Cola, den gibts nur pur.

    Gruß
    Günter

  • :_moin

    nach dem Heck zu urteilen war es ein 323i, aber warum war da ein 320er Motor drin? Oder hat der Vorbesitzer den Vergaser auf die 2,3l Maschine gebaut? Welche Nummer hat dein BAUR?

    Gruß
    Günter

  • Moin Kollegen

    Ja, es war ein Haufen Arbei. Und es gab zwei Situationen im ersten Jahr, wo ich die Schei... hinschmeißen wollte.
    Aber da muß ich meiner Kanzlerin hohen Respekt zollen, weil sie mir dann ein Mixgetränk hingestellt hat und mich animierte, am nächsten Tag
    mit neuem Elan weiter zu machen.
    Und ja Günter, so wie es aussieht ist das Cabrio Ende der 90'er reaktiviert worden mit einem 2,0 Ltr. Motor und dieser grotenschlechten Lackierung.
    Handschriftlich steht im Brief ab 1982 323 aber lt. Schlüsselnummer eben ein 320'er mit Vergasermotor.Warum auch immer.
    Das war bei der Abnahme auch die größte Hürde. Weil im Dekra Internet (ich denke Flensburg KBA) steht er eben als 323i.
    Aber jetzt hab ich ein neues Datenblatt mit Originalnummern und werde wahrscheinlich (leider) nen neuen Brief bekommen.

    Ja, nachdem der Motor raus war ging es an die Bleche.
    Beide Kotis ab und das Frontblech weg

    Bodenbleche waren auch beide durch und nicht mehr zu Retten.

    Und die Längsträger stellten sich auch gleich als unrettbat raus

    Also beide raus.

    Achtern sah auch schlimm aus. Unterboden aber viel schlimmer als der Blick in Kofferraum und unter der Rücksitzbank vermuten lässt.



    Achse und alle anderen Anbauteile für Benzinpumpeneinheit, Auspuff usw. alles weggegammelt.

    Und dann noch weitere kleine Stellchen hier und dan, die alle nacheinander bearbeitet wurden




    Als nächstes waren dann die Schweller dran.
    Bisher wußte ich, kann man alle Bleche bei BMW beziehen. Aber die Schweller mit den Versteifungen nicht.
    Und das sollte sich noch als äußerst ärgerlich bemerkbar machen.

    So, bis auf die Heckpartie war erstmal alles identifiziert und rausgeschnitten.
    Jetzt ging es an's vorarbeiten und Schweißen.
    Um das Heck wollte ich mich später kümmern.

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

  • Könnte stimmen. :thumpsUp:

    Von Bier wird man ja ach nicht so schnell besoffen wie von Rum :shock
    Vorallendingen wenn die Frau die Mischungen macht.
    Meine Kanzlerin hat es ein paarmal geschafft, mich in den Feierabend zu trinken :ironie:

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

  • Moin Kollegen

    So, weiter gehts.
    Hab auf beiden Seiten neue Bodenbleche von W&N eingesetzt und mit den neuen
    Längsträgern von BMW eingepasst und verschweißt.


    Die Karosse vorher genau ausniveliert damit alles genau Waage ist.




    Bodenbleche, Träger und Karosse verschweißt.

    Die Schweißnähte/Schweißpunkte schön glatt geschliffen und dann die Nahtfläche mit Metallspachtel geglättet.
    Anschließend noch das ein oder andere Loch verschweißt.

    Die Nähte des Längsträgers schön mit SIKA Flex zugeschmiert und alles mit Brunox Epoxy bepinselt.




    Bis jetzt waren bereits ca. 5 Monate ins Land gezogen. Aber ich habe nicht ausschließlich nur an der Karosse gearbeitet.

    Zwischendurch hatte ich mir z.B. auch die Federbeine, die Achsen (sind dann aber beide neu gekommen), Bremsen und sonstige weitere
    Anbauteile vorgenommen. Entrosten, mit Fertan bearbeiten und Malen.
    Warum ich gemalt habe?
    Viele lassen ihre Teile ja Strahlen und neu Lacken. Ich hab lange überlegt das auch zu tun.
    Letztendlich habe ich mich aber für eine 2K Farbe entschieden, der auch auf Werften für den Unterwasseranstrich verwendet wird.
    Wenn diese Farbe Salzwasserbeständig ist, kann Sie für Autoteile oder Karosse nicht schlecht sein.
    Und bis jetzt bin ich hellauf begeistert.
    Bilder folgen.

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

  • Hy Harry.
    Auch hier ziehe in aller Ehrfurcht den Hut.
    Hat der Vorbesitzer den als Hühnerstall verwendet? Ich bin so nicht der Baur-Fan, aber ein Auto so verkommen zu lassen....da fehlen mir die Worte.
    Ob ich den Mut aufgebracht hätte da anzugreifen, will ich auch nicht sicher mir JA beantworten.
    Toll.
    Gandalf, Ollie, Barabas, Stauber und einige andere haben hier ja schon,- wie Du schon bemerkt hast- gute Restaurationen dokumentiert.
    Arnie und Ekki mit ihren E9 sind ebenfalls gut dabei.

    Hut ab vor Euch
    j.-Paul

    Ist Anerkennung die schwächste, höflichste und sympathischste Form von Neid?

  • Hallo Harry,

    Finde es Super, dass du dich immer wieder aufgeraffst hast, weiter zu machen. Wahrscheinlich gut, dass du am Anfang nicht wusstest, wie lange es dich quasi " um den Schlaf bringt".
    Würde aber doch vermuten, dass dich der Virum " Restauration" nicht auf Dauer in Ruhe läßt :zwinker:
    Wird nur schwer werden, eine noch größere Herausforderung zu finden. rost:rost:rost:
    Aber erst einmal "Glückwunsch".
    Manfred

    Die Unesco hat beschlossen: "Der E 21 ist ein schützenswertes Kulturgut, ihn gilt es zu erhalten" - und ich erhalte mit !!! :klap:

    Einmal editiert, zuletzt von Ollie (9. September 2012 um 15:28)

  • Moin Manfred

    Da hast du absolut Recht.
    Bin zwar im Moment sehr froh darüber das es etwas ruhiger ist, aber lange wird dieser Zustand nicht bleiben.
    Habe vllt. schon das nächste Objekt in Aussicht. Ist aber kein BMW.
    Ob es klappt oder nicht, stellt sich in den nächsten Wochen raus.
    Aber soviel kann ich verraten, es ist kein rost:

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

  • Moin Kollegen

    Hallo Harry,

    du willst fremd gehen? :shock

    356er Porsche? :laie


    Ach Manfred, wahrscheinlich schlimmer :lovebmw:

    Hmmmm...

    Aber jetzt erstmal weitere Bilder.
    Wie schon vorher beschrieben brauchte ich während den ganzen Blecharbeiten auch mal Pausen.
    Diese wurden aber nicht nur zum Trinken genutzt, sondern auch für weitere Autoteile.
    Alle Teile wurden entrostet und anschließend mit Fertan behandelt.
    Die Achsen habe ich aber aufgrund von teilweiser Durchrostung durch gute gebrauchte ersetzt.


    Zudem hab ich mir dann alte Teile nochmal genau angeschaut

    Also die Entscheidung zum Erneuern war Goldrichtig.

    Und der Tank war ebenfalls unrettbar. :shock

    Danach kamen dann die ersten schönen Momente.
    Nach Abschluss aller Vorarbeiten wurde der erste Voranstrich aufgebracht.

    Weiterhin hat die neue Front seinen Platz gefunden und wurde fürs Malen vorbereitet.




    Also die Farbe ist wirklich super. Die Graue habe ich für die Innenbereiche und die Schwarze für Außenbereiche verwendet.


    Ein, zu der Zeit, toller Anblick. Und das war echt einen Rum/Cola Wert.

    Gruß
    Harry

  • Moin Kollegen

    So, weiter gehts.
    Nachdem die vorderste Front fertig war, ging es an den Seiten weiter.
    Ich hatte schon seit längerem zwei Schweller der Fa. van Wezel rumliegen. Da mir diese aber von der Passgenauigkeit her nicht zusagten,
    wollte ich orig. BMW verbauen. Aber: Nicht mehr lieferbar. So ein Mist. :focus:
    Also die nachgemachten eingepasst. Was für eine sch... Quälerei.



    Türen hatte ich mehrmals vor'm endgültigen Verschweißen drin. Und immer mußte wieder nachgearbeitet werden. :shock

    Beim Raustrennen fiel dann eine dicke Beule mit viel viel Spachtel auf.
    In dieser Zeit hatte ich mir zusätzlich noch einen Schlachter gekauft. Ich brauchte ja noch so viele Teile, so
    das sich ein kompletter Wagen mehr lohnte als alles irgendwie zusammen zu kaufen.
    Und somit wurde das Seitenteil vom Schlachter verpflanzt. Die Blaue Farbe hatte auch was.


    Weiter ging es mit dem Sitzbankblech. Das ist das einzige, was ich nicht in seiner Originalgröße eingebaut habe.
    Das war mir viel zu groß. Und es tat m.E. auch nicht nötig alles in dem Bereich zu erneuern.
    Nur das wirklich durch- und weggegammelte habe ich ersetzt.



    Und nach Abschluss alles schön mit Brunox behandelt.

    Abschließend wurden dann noch der Radlauf Fahrerseite erneuert. Blech ist von W&N. Und passte gut.

    Da meine Garage nicht so riesig groß ist, mußte ich den Wagen jetzt irgendwie anders herum in meine Werkstatt bekommen.
    Also, vorne alles soweit komplettiert, damit er auf Rädern stehen konnte.



    Für die Hinterachse mußte ich mir ein Provisorium basteln. Hat aber gut geklappt.

    Nachdem ich den Wagen dann gedreht hatte, ging es am Heck und mit weiteren Anbauteilen weiter.

    Fortsetzung folgt.

    Gruß
    Harry

    Gruß
    Harry

    "Damit das mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.

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