dodo45 Au, da hast Du ganz, ganz viel in Deinen Post gepackt - Danke Dir für Deinen umfangreichen Beitrag!
Dann versuche ich mal, möglichst sinnvoll und geordnet auf Deine Überlegungen einzugehen ...
vorab: Du hast natürlich Recht: die Scheibe hinten ist die Schwungscheibe und die Scheibe vorne ist der Schwingungsdämpfer - korrekt, da war ich beim Schreiben unkonzentriert und ungenau
1) Zum Galvanisieren des Schwingungsdämpfers:
Der Schwingungsdämpfer ist nicht verzinkt. Sondern nach alter Schule vernickelt, verkupfert und verchromt. In vielen Versuchen mit auch vielen anderen Teilen bestätigt: dem Gummi macht das nichts aus - im Gegenteil: er wird wieder geschmeidig und sieht anschließend nebenbei aus wie neu. Das einzige, was mir derzeit ein wenig Kopfzerbrechen macht: erkennt der Positionsgeber noch die Markierung? Da geht nämlich mein Wissen aus ... Vielleicht weiß hier es ja jemand und kann dem Laien in möglichst einfachen Worten erklären, wie der Positionsgeber die Markierung erkennt? Und ob die Verchromung evtl. diese Erkennung zunichte macht? Für diesen Fall: ich habe noch einen "einfachen", lediglich frisch lackierten Schwingungsdämpfer auf Reserve liegen - sicher ist sicher
2) Zum Galvanisieren der anderen Teile, vor allem die Problematik um die Schrauben und Muttern:
Zum Galvanisieren von Schrauben und dem Einsatz von Edelstahlschrauben kann man Dir nur zustimmen und man kann es gar nicht oft genüg wiederholen: vor allem gehärtete Schrauben (im Allgemeinen im Automobilbereich verwendet: 10.9) dürfen nicht galvanisch behandelt werden. Sie sollten stets durch neue Schrauben verwendet werden, weil sie dort eingesetzt werden, wo sie hoher Zug- und Druckbelastung ausgesetzt sind. Das betrifft vor allem Schrauben im Fahrwerksbereich (bei unseren E21 z.B. die Schrauben, mit denen die Schräglenker an der Hinterachse befestigt werden), im Motor (z.B. die Lagerschrauben Kurbelwelle und Pleuel) oder im Rahmen der Kraftübertragung (z.B. die Schrauben der Druckplatte Kupplung oder des Schwungrads).
Weder im Restofred hier, noch im E30-Motorenumbaufred auf 2.7 im E21-/E30 Clubforum wirst Du derartige Schrauben von mir in einer galvanisierten Version finden ...
Im allgemeinen verwendet BMW die "Standard"-Schrauben mit der Härtekennung 8.8 - passt für fast alles (bis auf o.a. Ausnahmen). Diese Schrauben kann man problemlos in die Galvanik geben und sie sind anschließend oft wieder wie neu. Ich werfe z.B. keine Schrauben, Muttern, Scheiben mehr weg, sondern unterhalte quasi eine Kreislaufwirtschaft - das ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll, weil Ressourcen-sparend, nachhaltig und letztendlich günstiger als die stete Neubeschaffung.
Die Klassiker sind ja das "blau-verzinken" - also silbrige Optik und das "gelb-verzinken", also ungefähr goldfarbene Optik. Wobei das "gelb-verzinken" nicht der fachlich richtige Ausdruck ist, denn es handelt sich ja dabei um die von Dir richtig angesprochene Chrom-VI -Beschichtung.
Die Probleme bei diesen Verfahren: "blau-verzinken" ist qualitativ deutlich schlechter als die goldfarbene Chrom-VI -Galvanisierung; die Rostbeständigkeit ist deutlich geringer. Heutiges Problem: aus Umweltschutzgründen wird die Chrom-VI -Galvanisierung in Deutschland kaum noch angeboten. Sie wurde ersetzt durch die von Dir angesprochene Passivierung, die es gottlob in einer Farbvariante gibt, die dem Chrom-VI-"Original" sehr nahe kommt.
Zur Verwendung von Edelstahlschrauben:
Dem Einsatz von Edelstahlschrauben sind im Auto ganz, ganz enge Grenzen gesetzt. Die Reißfestigkeit dieser Schrauben liegt unterhalb dem 8.8er Standard! Und die Angaben V2A und V4 bezeichnen lediglich die Korrosionsbeständigkeit gegenüber Laugen und Säuren, haben also direkt nichts mit der Festigkeit zu tun - das verwechseln auch viele. Edelstahlschrauben haben also absolut nichts dort verloren, wo sie Zug- und Druckkräfte aushalten müssen!
Für was sie hervorragend geeignet sind, ist das Anschrauben diverser Anbauteile im Unterbodenbereich oder im Bereich der Frontmaske. All die Blechschrauben lassen sich hier hervorragend durch die entsprechenden Edelstahl-Pendants ersetzen, um eine schöne, rostfreie Optik auf Dauer zu erhalten. Auch der Tank oder die Haltebügel der Kraftstofffördereinheit werde ich beispielsweise mit Edelstahlschrauben befestigen. Das halte ich für sinnvoll. Man muss sich halt bei jeder Verschraubung die Gedanken machen, was der Hersteller seinerzeit verbaut hat (und warum! - siehe die o.g. 10.9er Schrauben) und ob man diese z.B. durch Edelstahlschrauben ersetzen könnte. Zur Befestigung von Schnick-Schnack und Anbauteilen noch okay - alles andere ist für Edelstahlschrauben tabu! Und trotzdem muss der TÜV regelmäßig die Plakette verweigern, weil übermotivierte Hobbyschrauber ihre Fahrwerksteile mit Edelstahlschrauben montiert haben ...
Zu den verchromten Schrauben:
Diesen Spaß gönne ich mir nur zur Befestigung von verchromten Anbauteilen wie den Haltebügeln, Führungsrollen, und ähnlichem Schnick-Schnack wie in meinem Restofred bei den Anbauteilen zur Motorhaube gezeigt. Schrauben, die keiner Zug- und Druckbelastung ausgesetzt sind. Das ist ganz was anderes als z.B. bei der Montage meiner verchromten Motorhalter: hier müssen die Schrauben tatsächlich Gewicht halten unter steter Druck- und Zugbelastung, zusätzlich belastet durch Vibrationen. Hier wären sowohl Edelstahlschrauben, als auch verchromte Schrauben absolut tabu! Und ganz ehrlich: die serienmäßigen und originalen 8.8er -Schrauben in "gelb-verzinkt" sehen auf verchromten Haltern auch gut aus.
3) Zum Wuchten des Kurbeltriebs:
BMW hat die Kurbelwelle zusammen mit der Schwungscheibe und dem Schwingungsdämpfer gewuchtet, das ist korrekt. Aber: das hatte nichts, aber rein gar nichts mit irgendwelcher Performance zu tun, sondern lediglich mit dem Einspareffekt in der Großserie. Da zählte damals jeder Pfennig wie heute jeder Cent. Und das Wuchten war auch nur relativ grob, was beim M20, vor allem bei den 2,5ern, dazu führte, dass es Motoren gab, die ab Werk wirklich wie Sahne liefen und welche, die liefen wie der sprichwörtliche Sack voll Nüsse. Bei der Demontage, z.B. zu Revisionszwecken, muss man deshalb die genaue Einbauposition von Schwungscheibe und Schwingungsdämpfer zur Kurbelwelle markieren, bevor man diese abnimmt, z.B. indem man mit einem scharfkantigen Werkzeug eine entsprechende Rissmarkierung von den Scheiben ausgehend auf die Kurbelwellenaufnahme zieht.
Viele übersehen das und schrauben später die Scheiben irgendwie wieder drauf, was fatale Folgen für den Rundlauf haben kann.
Um auf die genaue Einbauposition später keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen, ist es meines Erachtens durchaus zweckmäßig, die Einzelteile per se feinwuchten zu lassen. Zusammengesetzt übertrifft man die Großserien-Vorgaben um Welten!
Beispiel aus meiner Erfahrungskiste:
An meinem Touring hatte ich vorher eine Spreizung des Gewichtes von Kolben mit Pleuel von insgesamt 4,4 Gramm. Nach meiner Bearbeitung von nur noch 0,1 Gramm!
In Kombination mit feingewuchteter Kurbelwelle, Schwungscheibe und Schwingungsdämpfer ergibt sich für meinen 2.7 ein wirklich ruhiger Motorlauf. Im Leerlauf schüttelt er sich natürlich etwas wegen der scharfen Schrick-Nockenwelle, aber ab ca. 900/1000 Umdrehungen vibriert da nix mehr - einfach Sahne, trotz seiner langhubigen 2,7
Von der erleichterten Schwungscheibe erhoffe ich mir lediglich etwas mehr Drehfreude beim Beschleunigen - das ist mir wesentlich wichtiger, als das Maximale an Leistung herauszukitzeln - da bin ich wie Du gestrickt: wann fährt man mal Höchstgeschwindigkeit? Eben ... alles ab 200 km/h wird für mich unwichtig ...
4) Zu den Alpina-Motoren:
Da muss ich Dir widersprechen und ich weiß, dass ich riskiere, von den Alpina-Gläubigen wegen Gotteslästerung gesteinigt zu werden. Aber: es gibt, vor allem in der M20-Motorenfamilie Varianten, mit denen konntest Du nicht von Kempten bis Hamburg Vollgas fahren - frage mal die Besitzer von B3 2.7 -Fahrzeugen! Ähnlich mit Vorsicht zu genießen sind die alten B6 2.8 Maschinen. Da ist nicht alles Gold was glänzt ...
Um es hier mal an meinem Alpina C1 zu illustrieren: da gibt es durchaus Verbesserungs-Potential. Ich war zum Beispiel erzürnt, als ich die Ölwanne abnahm und feststellen musste, dass die Pleuel kunterbunt verdreht eingebaut waren:
Ja, man könnte jetzt argumentieren, dass es nach der Bearbeitung der Pleuel egal sei, wie rum man sie einbaut wenn man auch neue Lager nimmt, aber das ist trotzdem absolut lieblos, das gehört sich nicht! Richtig herum verbaut böte sich dieses Bild:
Die Pleuel zeigen zwar Spuren einer nachträglichen Bearbeitung auf,
zeigen aber trotzdem eine Gewichtsdifferenz von 2 Gramm untereinander auf! Habe ich auf 0,1 Gramm reduziert.
Die vielgerühmten Mahle-Schmiedekolben brachten es auf eine Gewichtsdifferenz von 2,9 Gramm:
Habe ich ebenfalls auf 0,1 Gramm korrigiert. Den Kurbeltrieb habe ich von einer kombinierten Gesamtdifferenz seitens Alpina von 4,2 Gamm auf 0 Gramm reduziert!
Wie Ihr seht, war also wirklich viel Luft zur Verbesserung (und hiermit habe ich aus gegebenem Anlass in meinem Motoren-Fred schon etwas vorgegriffen )