Hallo Basti,
herzlich willkommen an Board!
Ich stimme Harald hier zu! Mein erstes Auto war ein e30 325i mit 330ooo km: er lief wie ein Uhrwerk, ohne Probleme. Das einzige was ich bei der Übernahme investiert habe; einen neuen Zündanlass-Schalter und einen Nachrüstkat. Letzteres würde ich jetzt anders machen und direkt einen anderen Motor reinhängen, am besten mit etwas mehr Hubraum aber gut, man lernt dazu. Es hieß damals mit 19: entweder dieses Auo oder garkeines! Gut, mit 19 Jahren kann man sich einen schlimmeren Einstieg mit dem eigenen Auto vorstellen. Im Laufe der Jahre kamen neben den Verschleißteilen nur Rost und nochmal Rost dazu. Leider war das dann nach etlichen Jahren der wirtschaftliche Todesstoß für das Auto, da ich nicht noch mehr Geld reinbuttern wollte bzw konnte. Das Folgeauto war dann ein e30 325e, mit der Option den Zylinderkopf des 325i umzubauen, um auf mehr Leistung zu kommen. Hier war die Substanz erst gut - auch vom Karosseriebauer meiens Vertrauens bestätigt, doch innerhalb einiger Jahre war auch hier der Rost das Problem und ich trennte mich als Alltagsauto davon und kaufte mir einen Jahreswagen, da ich neben dem Beruf nicht mehr so viel Zeit hatte, mich um die Schrauberei zu kümmern und ich mich auf ein lauffähiges Auto verlassen wollte.
Ein Young- bzw Oldtimer kann sehr gut im Alltag bewegt werden. Wichtig dabei ist zum einen eine gute Basis beim Kauf. Gerade in Sachen Karosserie ist etwas mehr in eine gute Substanz investiert jeden Euro wert! Anbauteile kann man einfacher instandsetzen oder ersetzen. BMW bietet auch eine sehr gute Ersatzteilversorgung, da schaut es bei anderen Herstellern (auch aus Deutschland) weitaus schlimmer aus! Da kann es sein, dass man für Modelle, die älter als 15 Jahre sind schon keine essentielle Ersatzteile mehr bekommt. Die Teile aus dem Zubehör sind zwar günstiger, aber meist auch das Geld nicht wert. Die Original-Teile werden aber mit jedem Jahr teurer. Eine Dichtung hatte 2012 bei BMW noch 6 Eur gekostet, jetzt werden dafür 36 Eur fällig. Das sollte man wissen, die Tendenz geht hier eher nach oben. Günstiger werden die Teile sicherlich nicht werden. In Sachen Ersatzteilen schätze ich die Versorgung mit gebrauchten Teilen beim e30 besser ein als beim e21: vom e30 gab es einfach mehr, die auf den Straßen herumfahren. Allerdings gibt es bei den gebrauchten Teilen das Problem, dass die Anzahl der Schrottplätze eher abnehmen: das heißt man muss sich im privaten Bereich auf die Suche mache. Der Gang zum Verwerter, wie früher mal eben vorbeigefahren, auf dem Bastlerplatz geschaut, ausgebaut und mitgenommen, das ist vorbei. Zumindest ist das meine Erfahrung. Der Handel mit gebrauchten Ersatzteilen lohnt hier nicht mehr wirklich.
Die andere Frage ist: wie stark bist Du auf das Auto angewiesen? Bekomst Du Probleme, wenn Du ins Auto steigst und es nich anspringt, oder kannst Du auf Alternativen zurückgreifen? Ich habe mir daher ein aktuelles Alltagsauto zugelegt und betreibe die Oldtimerei als Hobby. Dann kann man je nach Lust und Laune mit dem Oldie fahren, und wenn es drauf ankommt eben da Alltagsauto nehmen. Bei einer täglichen Fahrt mit 5 km würde ich persönlich das Auto allerdings stehen lassen. Ich wohne in Nürnberg und nutze das Auto nur am Wochenende, den Rest erledige ich mit dem Drahtesel: 365 Tage im Jahr. Da ist mir das Auto einfach zu schade, denn die Kurzstrecke schafft kurz oder lang jedes Auto - egal wie alt.
Was ebenfalls zu bedenken gilt: Der e21 und auch der e30 werden nicht jünger. Um ein zuverlässiges Alltagsauto zu haben, muss sehr wahrscheinlich so gut wie jedes Auto erst einmal "durchrepariert" werden. Ich habe mir zum Transport meines Surfequipments einen Audi 100 Avant zugelegt: mit TÜV zum Reinsetzen und losfahren. Die Substanz war und ist gut bis sehr gut. Dann habe ich die Bremsen erneuert, wenn man schon dabei ist gleich die Fahrwerksbuchsen, dann kamen noch Achsträger hinzu und ein paar elektronische Wehwechen. Aus dem "Reinsetzen und Losfahren" wurde also eine ungeplante Teilrestauration. Da kann man denke ich beim Kauf auch noch so penibel und genau schauen, aufgrund des Alters und der Anzahl der Vorbesitzer (bei obigen Fall 3 Personen) weiß man nie, was dem Auto im Laufe der Zeit zugemutet wurde. Ein Auto mit wenig Kilometer kann, muss aber nicht besser sein: Wenn es viel stand, schadet das beispielsweise den Dichtungen. Viel Temperaturschwankungen, zum Beispiel extreme Hitze im Sommer in der Sonne, oder heiß/kalt im Winter schadet der Innenausstattung, auch den Gummis sowie der Verkabelung.
Mit einem großen Geldbeutel kann man einen durchrestaurierten Young-/Oldtimer direkt kaufen und aht sehr wahrscheinlich seine Ruhe. Regelmäßige Wartung ist aber auch hier notwendig, um den Zustand zu erhalten! Oder aber man repariert das erworbene Schmuckstück selbst durch, das erfordert allerdings Zeit, Platz und ebenfalls etwas an Geld. Ein Bekannter hat sich ein vermeintlich lohnenswertes Exemplar von Fahrzeug gekauft und fuhr damit zur Werkstatt, um das Nötigste in Schuss bringen zu lassen. Außer schlauen Sprüchen hat die Werkstatt aber nicht zustande gebracht. Ohne technisches Wissen ist man solchen Leuten ausgeliefert. Nach mehreren solcher Werkstätten fuhr er mit dem Auto nach Italien in den Urlaub. Auf dem Heimweg blieb er im Schwarzwald liegen: seine Frau fuhr samt Kindern und einem Teil des Gepäcks mit dem Zug zurück nach Berlin. Er nahm sich einen Leihwagen, um seinen beruflichen Termin noch zu schaffen. Zwei Wochen später holte er das Auto dann ab, bis er dann schließlich bei einem wirklichen Typen-Relevanten Spezialisten für das Auto auf mein Anraten in Köln war. Dort wurden die Sünden der Vorgänger behoben, damit das Auto wieder sicher auf den Straßen unterwegs ist. Denn nachdem er einige Summen an Lehrgeld gezahlt hatte, saß das Geld für die Reparatur von allen Problemen und Fehlern in der Kasse nicht mehr so locker.
Wie hieß es damals bei Herzblatt: So, Basti, jetzt musst Du Dich entscheiden, was Dein Herzblatt werden soll: ein e21, ein e30 oder doch ein (langweiliger) Jahreswagen?
Saphirblaue Grüße, Fussel
PS: Sorry, wurde etwas mehr Text mit einigen Ausflügen in meine Vergangenheit - das flutschte gerade nur alles so raus und ich hab mich dabei schon zurückgehalten