Beiträge von anderl

    Wenden wir uns dem Kurbeltrieb zu:

    Die Pleuel haben die Gewichtsklasse B7. Hm … relativ schwer.

    Da liegt die Verlockung nahe, Pleuel einer geringeren Gewichtsklasse zu verwenden, aber ich habe mir vorgenommen, den Motor im Grunde genommen so zu belassen wie er ist, und nicht zu verändern.

    Aber was war das? Könnt Ihr es auch sehen?

    Da sind die Pleuel mal links- und mal rechtsrum verbaut. Normalerweise steht die Prägung von der Auslassseite her lesbar geschrieben. Und hier sind sie teilweise verdreht. Entweder sie wurden seinerzeit bei Alpina so eingesetzt oder der Motor war mal offen und komplett auseinander genommen. Keiner weiß genaues.

    Gut, als der Motor damals seitens ALPINA umgerüstet und somit frisch gemacht wurde, war es im Prinzip egal, wie rum die Pleuel eingesetzt wurden. Aber es ist einfach nicht schön und vor allem nicht perfekt. Und da bin ich Prinzipienreiter! Das werde ich also schon mal ändern. Also raus mit Kolben und Pleuel!

    Voilà!

    In 2016 war ich in Erftstadt (ca. 20 km südwestlich von Köln) seßhaft geworden und mit unverschämt viel Glück gelang es mir in der folgenden Zeit, eine etwas größere Doppelgarage anzumieten. Ich machte das große Tor wieder funktionsfähig, strich Wände und Decke und versiegelte den Boden – denn schließlich soll sich der Baur ja wohl fühlen da wo er wohnt.

    Nachdem Werkbank und Regale installiert waren, konnte ich 2017 den Wagen endlich überführen – voilà:

    Da lag er nun vor mir, der ALPINA C1-Motor mit der BMW Motor-Nr. 7797307, bzw. der 3762 von ALPINA. Die Recherche ergab, dass er im Juni 1981 produziert wurde. Ein Kompressionsdiagramm hatte Bernd seinerzeit erstellt, bevor er den Zylinderkopf zwecks leichterem Transport vom Rumpf getrennt hatte. Ein guter Anfang – denn laut Diagramm sind die knapp 110 tsd Kilometer ohne große Spuren an ihm vorüber gegangen:

    Also spannte ich nach einer Vorreinigung erstmal den Block auf den Bock, um ihn beim weiteren Zerlegen genauer zu inspizieren. Schon der Blick in die Zylinder zeigte mir, dass ich schon Schlimmeres gesehen hatte.

    Etwas Ölkohle auf den Kolben, natürlich …

    Schon jetzt gut zu sehen – die vertieften Ventiltaschen der MAHLE-Schmiedekolben:

    Im OT ebenfalls gut zu erkennen: Die Kolbenerhöhungen für die hemisphärisch ausgearbeiteten Brennräume des ALPINA Zylinderkopfes:

    Hi Anderl,

    Du hebst hier den Resto-Fred auf ein ganz anderes Niveau.

    Vielleicht sollten wir eine neue Rubrik aufmachen... Auto-Biographie  :zwinker:

    Gruß Ekki

    Nun ja, die Geschichte eines Restaurationsobjekts gehört für mich eindeutig dazu. Sei es, dass jemand irgendwo den Heiligen Gral ausgehoben hat mit Walter Röhrl als Erstbesitzer oder aus erster Hand mit kompletter "Buchführung" ... das muss einfach erzählt werden.

    Ich kann weder mit dem einen noch dem anderen dienen, aber darauf komm es nicht wirklich an. Wichtig ist, wie emotional einem ein Fahrzeug ans Herz gewachsen, sozusagen Familienmitglied geworden ist. Das erklärt dann auch, warum man sich ins finanzielle Fiasko stürzt und einen beträchtlichen Teil an Lebensenergie aufwendet, um so ein altes Ding wieder in den bestmöglichen Zustand zu versetzen. Und da bin ich hier ja nicht der Einzige :zwinker:

    Das besondere an diesem Wagen ist, dass Edith und ich seinerzeit den Wagen als junges Paar gekauft haben und wir wunderschöne Erlebnisse damit erfahren durften - im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere beiden Söhne lieben ebenfalls unsere beiden Klassiker und wenn ich mal nicht mehr bin, erbt der Ältere den E21 Baur TC und der Jüngere den E30 325i (2,7) Touring. Sie sind mit diesen beiden Fahrzeugen groß geworden. Der besondere sentimentale Aufhänger ist in diesem Fall, dass Edith vor zwei Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist. Wir waren zwar geschieden, aber wir haben es zum Glück geschafft, uns ein sehr gutes Verhältnis zueinander zu bewahren. Die Bewahrung dieser beiden Fahrzeuge ist somit eine Herzensangelegenheit für uns verbliebene drei Männer, weil damit die Erinnerungen verbunden sind.

    Es war ca. 1998, als Bernd aus der fränkischen E21-Szene (Bernd ist hier ebenfalls im Forum aktiv) mir ein Angebot machte, dem ich nicht widerstehen konnte: Er hatte einem maroden Schlachtfahrzeug einen C1-Motor von ALPINA entnommen, den er mir günstig überlassen hat. Und da wir sowieso schon beschlossen hatten unseren Baur nicht wieder herzugeben, reifte in mir der Gedanke, ihn bei der unausweichlich kommenden Grundsanierung auf einen C1 aufzurüsten.

    Bis 2008 leistete unser Baur TC treue Dienste, aber es machte sich von Jahr zu Jahr immer mehr bemerkbar, dass seinerzeit zwar eine gut gemachte Reparatur durchgeführt wurde, die aber zeitwertgerecht ausgeführt wurde. Alles andere wäre 1994 – am Fahrzeugwert bemessen - nicht zu vertreten gewesen. Immerhin hat das Fahrzeug bis zu seiner Stilllegung in 2008 somit insgesamt zwei durchschnittliche Lebenserwartungen hinter sich gebracht. Also alles gut.

    Jetzt allerdings wollte ich ihn als nächstes von Grund auf sanieren. Also meldete ich den Wagen im Herbst 2008 vor einem längeren Auslandsaufenthalt ab. Der Start der Restaurierung war ursprünglich für 2010 avisiert …

    Und dann kommt alles anders als man denkt! Denn der Mensch denkt und Gott lenkt!

    Ende 2009 stellte sich mit der Diagnose einer sehr schweren Erkrankung mein Leben auf den Kopf. Auf diverse Behandlungserfolge folgten immer wieder furchtbare Rückschläge. Ich schaffte es zwar im Berufsleben zu verbleiben, doch ging das einher mit wiederholten räumlichen Veränderungen. Als „i-Tüpfelchen“ musste ich Trennung und Scheidung verkraften und der Baur TC wartete all die Jahre geduldig in seiner Halle in Stuttgart:

    Zwei Jahre fuhr ich den Wagen in dieser Konfiguration. Die erste Urlaubsreise führte meine Frau und mich sogar ins weit entfernte Kalabrien und der Wagen machte keinerlei Probleme. Wir genossen das unvergleichliche Baur TC –Gefühl und hatten viel Freude mit dem Wagen. Lediglich in Bezug auf die Motorisierung stellte sich bei uns Ernüchterung ein, denn seit 1988 waren wir ansonsten nur sechszylindrige Fahrzeuge gewöhnt. Angefangen hatte ich mit einem E30 320i, der 1989 von einem 325i abgelöst wurde. Anfang 1994 wurde an seiner statt ein E34 535i angeschafft, so dass wir in Bezug auf Leistung und Durchzug doch sehr verwöhnt waren. Wichtiger war allerdings der Klang, der in einem Cabrio doch viel mehr zur Geltung kommt als in einer Limousine. Als Entscheidungshilfe diente mir unfreiwillig ein kleiner Auffahrunfall, der den Austausch des Heckblechs bedingte. Seitenwände und Kofferraumboden waren unversehrt. Und wenn schon ein neues Heckblech, dann im "Schubkarren-Style" zum "großen" E21-Motor. Also organisierte ich mal eben schnell zwei 323i zum Ausschlachten. Das war damals in 1996 überhaupt kein Problem.

    Bei der genauen Sichtung des Unfallschadens bestand ich auch darauf, bei dieser Gelegenheit die kompletten Radhäuser hinten links und rechts auszutauschen. Nicht dass sie beim Unfall was abbekommen hätten, aber der Rost griff vom oberen Hohlraum schon deutlich nach vorne in Richtung Innenraum – Ihr wisst, was ich meine.

    In der Winterpause von 1996 auf 1997 erfolgte die Reparatur und die gleichzeitige Umrüstung auf die Antriebstechnik vom 323i. Die Beschaffung von zwei Radhäusern und - wenn man schon mal dabei ist - zwei neuer Tanks war damals bei BMW völlig unkompliziert und erstaunlich günstig. Das waren noch paradiesische Verhältnisse!

    Und so präsentierte sich unser Wagen zur Saison 1997:

    Der neue Motor hielt, was wir uns von ihm versprachen und degradierte das Autoradio zu einem völlig überflüssigen Ausrüstungsteil :dance:

    Das Cabrio fuhr uns in den folgenden Jahren an unsere Urlaubsziele, vorwiegend nach Italien:

    da hast du ja sehr viel dafür getan das es jetzt ein wunderschöner Klassiker geworden ist.

    Absolut geschmackvoll und sehr geil gemacht, der Wagen ist echt mega,

    da solltest du jeden Sonnenstrahl ausnutzen mit dem Schätzchen

    Nein, nein, so war das jetzt nicht gemeint. Wir sind noch gar nicht bei der Restauration sondern beim Intro. Die Bilder sind schon fast 30 Jahre alt und ich erzähle Euch die Vorgeschichte als Einstimmung zur Restauration, die den Wagen erst zu einem schönen Klassiker machen soll. Aber danke schon mal für das Lob :icon_redface:

    Noch wollen wir ein wenig in der Vergangenheit schwelgen ... :oma:

    Viele wissen, dass ich schon seit langer Zeit damit beschäftigt bin, meinen Baur TC1 zu restaurieren und daher wurde ich auch immer wieder darauf angesprochen, wie weit ich denn nun sei und ob ich denn einen Resto-Fred erstelle. Nachdem die gröbsten Arbeiten abgeschlossen sind will ich dem auch gerne entsprechen und lasse Euch quasi „mittendrin“ einsteigen.

    Doch der Reihe nach: wie fing alles an? :/

    Begeben wir uns zurück ins Jahr 1993. Ich wohnte in Augsburg und war beruflich viel im bayrischen Allgäu unterwegs. In Ettringen (Kreis Mindelheim) war eine freie Kfz-Werkstatt direkt an der Hauptstraße gelegen. Im großzügig verglasten Showroom standen diverse gebrauchte und schöne Klassiker: 6er Coupé, E9-Coupé, zwei 02 und davor auf dem Hof standen einige für die frühen 90er-Jahre typische BMW Gebrauchtwagen zum Verkauf wie E30, E34 und E36. Natürlich wurde ich neugierig und stattete dem Meister einen Besuch ab. Ich zog im Showroom Kreise um die 02 und die schönen Coupés und kam mit dem Chef, Herrn Reimer, ins Gespräch. Von ihm erfuhr ich, dass die 02 sein Privatbesitz und unverkäuflich seien, aber wir über den Preis für die Coupés durchaus verhandeln könnten.

    Ich liebe diese beiden Coupés, aber schon damals ließ sich BMW die Ersatzteile für diese beiden Baureihen in Gold aufwiegen. Ich winkte dankend ab und sagte mehr im Scherz, dass ich bei einem E21 Baur Cabrio schwach werden könnte. „Hm … da wüsste ich vielleicht was …“ war die Antwort, „Schau doch nächsten Monat einfach mal rein“.

    Gut sechs Wochen später suchte ich ihn wieder auf und was stand als frisch lackierte Rohkarosse in seiner Werkstatt? Richtig, ein E21 Baur TC – mein Baur TC! :klap:

    Der Chef sagte dazu: „Ich hatte mich richtig erinnert – bei einem Autoverwerter in der Nähe stand nach einem Brand im Motorraum dieser Baur. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden, so dass nicht viel kaputt gegangen ist. Die Substanz des Wagens ist gut, der hat bei Auslieferung die große Tectyl-Versiegelung bekommen. Also habe ich ihn gleich mitgenommen und aus meinem Kundenstamm ist mir ein sehr gepflegter E21 318i zugelaufen, den ich für den Baur ausschlachte. Denn abgesehen von der kompletten Technik im Motorraum war der Innenraum vom Cabrio natürlich hin: durch die Hitze war die Armaturentafel angeschmolzen und den oberen Teil der Stirnwand musste ebenfalls ersetzten – den habe ich aus dem 318er ausgeschnitten. Ich habe schon mal angefangen und wenn Du nicht mehr aufgekreuzt wärst, hätte ich den Baur in den Showroom gestellt. Den bekomme ich immer verkauft. Ich hoffe die Farbe gefällt Dir.“

    Und natürlich gefiel mir die Farbe – rot steht dem Wagen einfach perfekt! :five: Die Entscheidung, vom Sechszylinder auf Vierzylinder abzurüsten fand ich damals gut, denn der 318i galt nicht zu Unrecht als sagenhaft wirtschaftlich im Umgang mit dem Sprit bei gleichzeitig spritzigem Fahrverhalten.

    Und somit fand der Wagen im Frühjahr 1994 bei mir ein neues Zuhause:

    Das ist er in seinem „ursprünglichen“ Zustand bei mir als 318i:

    Die Vorgeschichte des Wagens liegt leider im Dunkeln. Es handelt sich um den Baur TC mit der Nummer 221, produziert im April 1978 und ausgeliefert im August 1978 durch das Autohaus Schneider in Bielefeld. Ursprüngliche Farbe: Polarissilber-Metallic. Von der damaligen Wiederherstellung gibt es leider keine Fotodokumentation: ein E21 war damals noch kein begehrenswerter Klassiker, sondern lediglich ein Gebrauchtwagen und analoge Fotografie war umständlich (und teuer).

    Als ich die Gelenke seinerzeit bei SKF bestellt hatte (bestimmt auch schon wieder 10 bis 15 Jahre her :floet: ) haben sie nur einen Bruchteil dessen gekostet ... :shock

    Den verstellbaren Stabi bot Alpina ja für alle E21 an. Deswegen habe ich darauf gehofft, dass es so eine Art von Einstellempfehlung für M10-, M20- und M30- Motoren gibt (Stichpunkt: Gewichtsverteilung) und Einsatzart (vom Langstreckentourer bis hin zum Ringtool).

    Ich glaube, ich werde zusammen mit M20-Moror, Alpina-Fahrwerk und Alpina-Rädern erst einmal das zweite Löchli von vorne ausprobieren :scratch:

    ... und preislich ist er genau das wert, was Du zu zahlen bereit bist. Wenn die Gabeln dabei sind ist alles gut. Der Rest ist Standard-DIN-Klickerkram und die beiden oben genannten Lager. Aber was da durch das Plastiktütchen schimmert sieht doch schon mal gut aus und ist so viel wert wie der restliche Stabi. Jetzt bedenke, dass eine gute Pulverbeschichtung auch schon mal 70, 80 Euro kostet und dann verstehst Du auch, wenn der Verkäufer ihn nicht für 250,- weggibt.

    Versuche es doch mal mit 323,- Euro, passend zum 323i :zwinker:

    Ich stehe jetzt vor dem gleichen Problem:

    Könntet Ihr mich bitte freischalten? Ich würde nämlich gerne "Anderls Resto-Fred" erstellen und Euch an meinen Mühen teilhaben lassen :laie

    Danke schon mal :_moin